EDA 23: Engelbert Humperdinck: Lieder
I: Engelbert Humperdinck – Klavierlieder (1867–1920) Please select a title to play
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I: Engelbert Humperdinck – Klavierlieder (1867–1920) 1 Oft sinn ich hin und wieder
EDA 23: Engelbert Humperdinck: Lieder
I: Engelbert Humperdinck – Klavierlieder (1867–1920) 1 Oft sinn ich hin und wieder 2 Der Ungenannten
EDA 23: Engelbert Humperdinck: Lieder
I: Engelbert Humperdinck – Klavierlieder (1867–1920) 2 Der Ungenannten
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Die Klavierlieder Humperdincks – Unbekannte Kleinodien Engelbert Humperdinck! "Diesen stoßweise rumpelnden Namen lernte die Welt nach seinem großen Erfolg mit der Oper Hänsel und Gretel im Jahr 1893 über Nacht auszusprechen". So Eduard Hanslick, der berühmte zeitgenössische Wiener Musikkritiker und Wagnergegner, über den 1854 in Siegburg geborenen und 1921 in Neustrelitz gestorbenen Komponisten, der wie kaum ein zweiter das Schicksal des "Ein-Werk-Komponisten" repräsentiert. Auch heute noch – nach über 100 Jahren – geht kein Weihnachtsfest vorbei ohne Hänsel und Gretel im Repertoire vieler, nicht nur deutschsprachiger Opernhäuser. Es gibt kaum eine zweite Oper von solcher Popularität, die Kinder wie Erwachsene gleichermaßen in ihren Bann zieht. Doch der eine Welterfolg verstellt den Blick auf das restliche Œuvre, ohne dessen Kenntnis und Verständnis wiederum auch das "Hauptwerk" nur fragmentarisch bleiben kann. Das Resultat ist: anhaltende Verharmlosung von Hänsel und Gretel und Verniedlichung seines Schöpfers. Denn der vermeintlich "gutmütige Märchenonkel" war bei aller Liebe zum romantisch-märchenhaften doch eine moderne, kosmopolitische Gestalt, die zu den großen Musikerpersönlichkeiten ihrer Zeit gehörte. 25-jährig gewann Humperdinck 1879 den renommiertesten deutschen Kompositionspreis, den Mendelssohn-Preis in Berlin, war Assistent Wagners in Neapel, Venedig und Bayreuth, Privatlehrer, später Freund und Vertrauter von dessen Sohn Siegfried, studierte die spanische und arabische Kultur auf ausgedehnten Studienreisen (die ihren musikalischen Niederschlag in der Maurischen Phantasie und der Maurischen Symphonie fanden), lehrte am Konservatorium in Barcelona, wo er eine spanischsprachige Harmonielehre verfasste, war ordentliches Mitglied der Berliner Königlichen Akademie der Künste und zeitweise deren Vizepräsident, Ehrenmitglied der Académie française und der Academia Santa Cecilia in Rom, er zählte die Komponisten Wolf, Strauss und Puccini zu seinen Freunden, seine Werke standen im Repertoire Weingartners, Kleibers, Brechers, Blechs, Strauss', – der großen Dirigenten seiner Zeit. Weitgehend unbekannt geblieben sind nicht nur große Hautpwerke, wie die 1910 an der Metropolitan Opera uraufgeführte, tiefenspsychologisch fundierte Märchenoper Die Königskinder, die Humperdinck selbst für sein wichtigstes und gelungenstes Werk hielt ("geschrieben mit meinem Herzblut"), sondern auch die für Max Reinhards Deutsches Theater in Berlin entstandenen Bühnenmusiken, seine Kammermusik und zahlreiche Klavierlieder aus allen Schaffensperioden. Es sind originelle Stücke, feinsinnige Kunstlieder der Nachromantik mit einer für Humperdinck typischen, oft überraschenden, ausladenden Harmonik. Es sind keineswegs Volkslieder, wie seine zeitgenössischen Kritiker behaupteten. Von den etwa 100 dokumentierten Liedern für eine Singstimme und Klavier sind ungefähr ein Drittel verschollen, viele wurden bis heute nicht verlegt und sind nur als Autographen vorhanden. Bis auf einige verstreute Einzelstücke auf sogenannten "Motto-CDs" gibt es keine Aufnahmen von Humperdincks Liedern. Sie fehlen im heutigen Liedrepertoire fast völlig. Mit den hier ausgewählten 29 Stücken soll diese Lücke geschlossen werden, wobei die vorgenommene Auswahl aus dem Zeitraum von fast 50 Jahren die Vielfalt und große Bandbreite seines Liedschaffens aufzeigen soll. Die Entstehungszeit der Humperdinck'schen Lieder erstreckt sich über sein ganzes Leben. Es handelt sich zumeist um Gelegenheits- oder Auftragskompositionen, eine Planmäßigkeit im Liedschaffen – etwa im Sinne der Zyklen des Zeitgenossen Hugo Wolf – ist bei ihm nicht festzustellen. So ist es auch zu erklären, dass die vertonten Gedichte rund der Hälfte aller Lieder von "Laiendichtern" geschrieben wurden, vorzugsweise von seinen Verwandten und Bekannten. Die bekannteste unter ihnen ist seine Schwester Adelheid Wette, die Librettistin der Oper Hänsel und Gretel. Ansonsten griff Humperdinck zu den großen Lyrikern des 19. Jahrhunderts, zu Eichendorff und Uhland, zu Johann Victor von Scheffel und August Graf von Platen. Zwei mittelalterliche Minnegedichte bilden dabei die Ausnahme. Bei der Datierung der Lieder war uns Humperdinck selbst eine große Hilfe. Er führte fast sein ganzes Leben lang akribisch Tagebuch und hinterließ außerdem einen ausgedehnten Briefwechsel, worin er sich übrigens – ein Verfechter der radikalen Kleinschreibung – als Pionier der Rechtschreibreform erweist.
Humperdincks Lieder im Kontext der Lebensabschnitte Die ersten Lieder entstanden in der Studienzeit in Köln und München (1860–1879). Im Jahr 1876 erhielt er als Student des Kölner Konservatoriums den Preis der Frankfurter Mozartstiftung: Neben einem Quartettsatz für Streichinstrumente wurde die Vertonung von Uhlands Gedicht Der Ungenannten verlangt. In Vorbereitung für den Wettbewerb befand er sich in einer Experimentierphase, denn im Zusammenhang mit dem Auftragslied für den Wettbewerb entstanden im selben Jahr gleich einige Lieder in mehreren Fassungen: Oft sinn ich hin und wieder (erste Fassung im 4/4 Takt als Strophenlied, zweite im ¾ Takt, durchkomponiert) und In einem kühlen Grunde. Dokumentiert sind hier jeweils die ausgereifteren, durchkomponierten Fassungen. In München entstand Die Wasserrose. Der Text stammte von Josef Giehrl, Pianist, Freund und Studienkollege Humperdincks am Münchner Konservatorium. Mit ihm besuchte er auch das Hofbräuhaus, wo er häufig seine Mahlzeiten an einem Fass im Hofbräu-Garten einnahm, und wo in vergnügter Runde so manche Liedkomposition ihren Ausgang nahm. In dem Gedicht Die Wasserrose wird Humperdincks unglückliche, weil unerwiderte Liebe zu seiner Studienkollegin Marie Streicher thematisiert. Humperdinck vertraute sich Josef Giehrl an, der im Hause der älteren Schwester Maries verkehrte. Dieser besorgte ihm ein Foto seiner Angebeteten, das Humperdinck, hoffnungslos verliebt, lange an seiner Brust trug. In seinen Wanderjahren (1879–1890), in denen Humperdinck auch in Italien, Frankreich und Spanien lebte, entstanden vergleichsweise wenige Lieder. Doch ein einschneidendes Erlebnis fällt in diese Zeit: Die Begegnung mit Richard Wagner. Humperdinck war Parsifal-Kopist bei Wagner in Bayreuth (1881–1882) und unterrichtete später dessen Sohn Siegfried. Sein Winterlied hat er Wagners Stieftochter, Daniela Thode, geb. v. Bülow, gewidmet, die einen Bonner Freund Humperdincks, den Kunsthistoriker Henry Thode geheiratet hatte. Humperdinck lebte von 1890 bis 1897 in Frankfurt, wo er am renommierten Hoch'schen Konservatorium unterrichtete und als Kritiker und Opernreferent für die Frankfurter Zeitung schrieb. Hier entstand auch die Oper Hänsel und Gretel, die ihm über Nacht zu Weltruhm verhalf. Etwa zwei Jahre nach der Uraufführung (im Dezember 1893) entstanden die drei Liebeslieder: Liebesorakel, Das Lied vom Glück und Romanze, die bei zeitgenössischen Kritikern hinsichtlich ihrer "zarten Erotik" Erwähnung finden. Nach dem – auch materiellen – Erfolg von Hänsel und Gretel kaufte Humperdinck ein kleines Schlösschen oberhalb von Boppard, einem hübschen Winzerstädtchen am Rhein. Es war umgeben von einem großen Garten mit einem atemberaubenden Blick auf den romantischen Rhein. In der Bopparder Zeit (1897–1900) genoss er mit seiner Familie die Früchte seines Opern-Erfolgs. Mit seinem Taschen-Notenbuch unter dem Arm pflegte er meist frühmorgens seine Spaziergänge zu machen und ließ sich als naturverbundener Mensch von der Landschaft musikalisch anregen. In dieser Stimmung komponierte er die Jungen Lieder im Mai des Jahres 1898 über die Themen Blumen, Schmetterlinge, Frühling und Liebe. Sieht man von zwei miniaturhaften Kinderliederzyklen ab, so handelt es sich hierbei tatsächlich um Humperdincks einzigen echten Liederzyklus. Im November 1900 wurde Humperdinck als Professor für Komposition an die Preußische Akademie der Künste nach Berlin berufen, wo er bis zum Ende seines Lebens blieb. Die Umzugsfrage löste die gastfreundliche Gönnerin und Freundin Elisabeth Ebeling, eine Jugendbuchautorin, die ihm und seiner Familie für den Winter ihre vollständig eingerichtete Villa im Vorort Wannsee zur Verfügung stellte. Um sich erkenntlich zu zeigen, vertonte Humperdinck eines ihrer Gedichte, woraus dann sein wohl bekanntestes Lied, das Wiegenlied wurde. Viele seiner Lieder wurden auch in bearbeiteten Fassungen veröffentlicht, so auch das bekannte Am Rhein, das er anlässlich einer Düsseldorfer Ausstellung komponierte. Dazu ein Zeitgenosse: "Dieses schöne Lied lebt besonders in wanderlustigen und trinkfrohen Kreisen, wo es den niemals ausgesungenen Zauber des Rheins und des rheinischen Lebens so lebensfrisch zum Ausdruck bringt." Von diesem Lied existieren mehrere, damals populäre Bearbeitungen u.a. für Männerchor, für Militärmusik und Salonorchester. Die Verratene Liebe auf einen Text von Adalbert von Chamisso lässt Venedig-Assoziationen wach werden. Im Stil eines venezianischen Gondelliedes werden die Ruderschläge im Wasser lautmalerisch durch den wiegenden Rhythmus in der Klavierbegleitung imitiert. Die Weihnachtslieder, die fast alle in Humperdincks Berliner Zeit entstanden, nehmen unter seinen Klavierliedern einen großen Raum ein. Er liebte das Weihnachtsfest so, wie er seine Familie liebte. Er hatte vier Kinder, drei Töchter und einen Sohn, der später als Regisseur und Intendant sein wichtigster Biograph wurde. (Wolfram Humperdinck: Engelbert Humperdinck, Frankfurt 1965) Für den Menschen und Komponisten Humperdinck war Weihnachten das Fest der Familie und der Rückerinnerung an die Kindheit. Seine Weihnachtslieder zeigen die große stilistische Vielfalt seines Liedschaffens: von der schlichten, rein strophischen "Wunderhorn"-Vertonung Christkindleins Wiegenlied bis hin zur Weihnachtsfreude, einem durchkomponierten Strophenlied mit ausladender Harmonik. In Richard Dehmel und dessen Verherrlichung des Weihnachtsfestes fand Humperdinck einen Verwandten im Geiste. Die heute sentimental anmutende enge Verbindung von Kindheit und tief erlebtem Weihnachtsfest, auch ein Erbe der deutschen Romantik, wird verständlich als Reaktion des Fin-de-siècle-Menschen auf das "nervöse" Lebensgefühl des modernen, alle Bindungen und Konventionen in Frage stellenden Zeitalters. Auch die Kinderlieder – sämtlich in der Berliner Zeit entstanden – lagen Humperdinck besonders am Herzen. Ein außergewöhnliches Kleinod unter ihnen ist das Abendlied aus dem kleinen Zyklus Bunte Welt. In der feinen Balance zwischen schlichter Melodik und kunstvoller Harmonisierung liegen Wirkung und Reiz dieses Liedes. Als "Zugabe" soll das Lied für die Krone verstanden werden. "Die Krone" ist ein Hotel in dem beliebten Weinort Assmannshausen am Rhein. Humperdinck, in Siegburg geboren, war und blieb Rheinländer, auch als er schon viele Jahre in Berlin lebte. Und echte Rheinländer zieht es bekanntlich immer wieder an den Rhein zurück. So verbrachte Humperdinck häufig seine Ferien in der "Krone". Als Dank an den Wirt schrieb er ihm dieses Lied ins Gästebuch. Dazu die Verse: "Es lebe die Krone am Rhein, wo herrlich funkelt der Wein. Herrn Hufnagel und Familie in alter Freundschaft. E.H. Stammgast in Assmannshausen." © Dr. Annette Kessler, 2003
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